Aufreger der Woche: Deutschland kaufen statt krankjammern

Kaufgelegenheiten vor allem in der zweiten Börsen-Reihe

Ich liebe den Economist, kenne kein Magazin mit genialeren Cover-Layouts. Doch mit „Is Germany once again the sick man of Europe?” hat der Economist – finde ich – nicht wie einst 1998 den Nagel auf den Kopf getroffen. Damals hatte Deutschland wirklich Wachstumsprobleme. Heute herrscht bei unseren Nachbarn Vollbeschäftigung!

Was mich aber mehr aufregt ist das mediale Echo, das unreflektiert in den Chor der „Economisten“ einstimmt. Da lobe ich mir Holger Schmieding, Chefvolkswirt von Berenberg, der da analysiert: The German Economy, what´s the problem? Deutschland habe momentan ein kurzfristiges konjunkturelles Problem, ja. Aber langfristig stimme die Wirtschaftsperspektive. Die Einführung der Frühpensionsmöglichkeit mit 63 Jahre sei schon ein Problem. Aber nichts desto trotz sei die Lebensarbeitszeit und die Beschäftigung in Deutschland höher als in anderen europäischen Staaten. Man habe das Arbeitskräfteangebot besser ausgeschöpft als etwa Frankreich. Auch werde vergessen, dass Deutschlands Wirtschaft nicht nur aus der stotternden Automobil- und der Energie-intensiven Chemie-Industrie besteht, sondern vor allem vom Mittelstand getragen wird, dessen hochtechnologischen Produkte weltweit nachgefragt sind. Auch sei Deutschland budgetär weit besser aufgestellt als noch in den 90er Jahren.

In die gleiche Kerbe schlägt übrigens Frank Fischer, Vorstandsvorsitzender der Sharholder Value Asset Management AG, der das Krankjammern des Standorts Deutschlands satt hat. Man habe in Deutschland ein gut funktionierendes Rechts-, soziales und Wirtschaftssystem, dessen Rückgrat solide, familiengeführte Mittelstands-Unternehmen sind, denen es gut gehe. Statt die Wirtschaft krank zu jammern, sollte man die vielen Einstiegschancen bei deutschen Unternehmen nutzen. Er nennt hier etwa eine grundsolide Allianz, die zu einem historisch niedrigen Kurs-Gewinnverhältnis von acht zu haben sei. Vor allem aber in der zweiten Reihe gäbe es sehr viele, sehr attraktiv bewertete börsennotierte deutsche Unternehmen. Hierzu zähle etwa eine Car Wash Service AG, die Autowaschanlagen und Technik herstellt. Mehr zu Frank Fischers aktuelle Börsenanschauung in der Podcastfolge der GELDMEISTERIN in zwei Wochen. Ich hoffe wir hören uns aber schon diesen Sonntag wieder. Zu Gast bei der GELDMEISTERIN ist Harald Holzer, Chief Investment Officer der Kathrein Privatbank AG. Ein schönes Wochenende wünscht Julia Kistner

Rechtshinweis: Dies ist die Meinunung der Autorin und keine Anlageempfehlung. Was ihr daraus macht ist Eure Sache, Julia Kistner übernimmt hierfür keine Haftung.

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