Greenwashing auf Kosten der Anleger

Es kam wie es kommen musste. Nicht alles was grün deklariert wird ist es auch. Noch schlimmer: das muss es auch gar nicht sein, weil die EU keine eindeutigen rechtlich bindenden ökologischen und sozialen Kriterien vorschreibt. Seit 2021 müssen in der EU die Fondsanbieter zwar ihre Produkte hinsichtlich deren Nachhaltigkeit klassifizieren. Allerdings dürfen sie die Einstufung selbst vornehmen. So berücksichtigen etwa Artikel 8- Fonds Nachhaltigkeitskriterien. Sie müssen aber nicht wie Artikel 9-Fonds genaue Kriterien erfüllen. Mit der Genauigkeit und Vergleichbarkeit der Produkte ist es ohnedies so eine Sache, da die Fondsgesellschaften ja die Einstufung ihrer Produkte nämlich selbst vornehmen. Obendrein gelten Atomkraft und Erdgas für Brüssel als nachhaltige Energieträger.

Wie genau die Fondsgesellschaften es mit der Selbstbeurteilung nehmen hat sich jetzt die Arbeiterkammer Oberösterreich zusammen mit der Plattform Cleanvest bei den insgesamt 180 nachhaltigen Aktien- , Anleihen- und Mischfonds in Österreich genauer angeschaut. Fazit: Fünf der zehn nachhaltigsten Fonds waren auch mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet, das offensichtliche als Gütesiegel taugt .

Die maximalen Nachhaltigkeitspunkte erzielte nur der Anleihenfonds IQAM SRI SparTrus M. Weit vorne liegen auch noch der Schoellerbank Vorsorgefonds, Amundi Mündel Bond und Amundi Mündel Rent, sowie Erste Bond Euro Mündelrent und der Raiffeisen Österreich Rent. Unter den nachhaltigen Aktienfonds führten in Punkto Nachhaltigkeit der WWF Stock Environment, der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum, der 3 Banken Menst & Umwelt Aktienfonds, der Excellent ESG European Equity Fund sowie der fair-finance equity global . Wem das zu schnell ging, dem habe ich die Fonds in die Shownotes gepackt.

Die Autoren der Analyse kritisieren, dass leider nicht alles Fonds so grün sind wie sie versprechen, und das ist sogar möglich, ohne gegen EU-Recht zu verstoßen. Negatives Beispiel ist hier der vorletzte Fonds im AK-Ranking, der Erste Bond Dollar Corporate. Er wirbt in seinem Factsheet mit ökologischen und sozialen Faktoren bei der Wertpapierselektion. Tatsächlich enthielt der Anleihenfondszum Erhebungszeitpunkt auch Anteile der Öl- und Gas-Konzerne Enel SpA, ExxonMobil und Royal Dutch Shell. Zusätzlich fanden sich eine Reihe von Automobilherstellern wie Daimler oder Fluggesellschaften wie Delta Air Lines im Portfolio. Fazit: Wo grün draufsteht muss nicht grün drin sein, man muss gerade bei grünen Fonds ins Factsheet schauen.

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