Aufreger der Woche: „Nachhaltig“ in Rüstung investieren

In der friedlichen Weihnachtszeit muss ich mich einfach nochmals über die EU-Taxonomie mockieren, die definiert welche Investments nachhaltig und sozial sind. Schon schlimm genug für mich, dass Gas und Atomkraft, unter grüne Energien fallen. Jetzt hält sich auch noch die Waffenindustrie für nachhaltig sozial und beharrt darauf, dass Rüstung unter die Sozialtaxonomie fallen sollte, weil die Branche ja gut bezahlte Arbeitsplätze schaffe und es ohne Rüstungsgüter keine Sicherheit und keinen Frieden gäbe.Die Rüstungsindustrie wahre die Menschenrechte und sei deshalb ein klarer Kandidat für S wie Soziales, der Zweite der berühmten drei Buchstaben ESG, die die Welt retten sollen.

Verständlich, dass es für die Waffenhersteller von Gewehrfirma Heckler & Koch, über Radarhersteller Hensoldt bis zum Panzerproduzenten Rheinmetall wichtig ist, in die EU-Sozial-Taxonomie aufgenommen zu werden, damit die Banken sie finanzieren dürfen und die Fondsbranche in sie kräftig investieren kann.

Derzeit ist die Rüstungsindustrie laut EU-Taxonomie weder dezidiert als investierbar eingeschlossen, noch ausgeschlossen. Also wer einen als nachhaltig deklarierten Fonds kauft, investiert womöglich auch in Rüstung.

Ich akzeptiere, dass man bei Verteidigung unterschiedlicher Meinung sein kann und man auch noch zwischen Waffengattungen unterscheiden könnte. Ob es sich um kontroverse Waffen handelt oder nicht. Die Ratingagentur MSCI schließt bei ihren nachhaltigen Indizes die kontroversen Waffen aus. Das sind Streubomben, Landminen, uranangereichte Waffen, chemische & biologische Waffen, blendende Laserwaffen, nicht nachweisbare Fragmentwaffen, Weißer Phospor-Waffen und Nuklearwaffen.

Wer sich ebenso wie ich mit Rüstungsgüter generell unwohl fühlt, ob sie nun im kontroversen Katalog des Grauens sind oder nicht, der kann Fondsprodukte mit Umweltzeichen wählen. Dies schließt Waffen grundsätzlich aus, oder der sollte genau ins Fondsprospekt schauen.

Und wenn man es ganz genau nimmt, muss man sich auch noch die investierten Unternehmen anschauen. Dass etwa der Streu- und Nuklearwaffenproduzent Lockheed Martin bei friedliebenden Menschen kein Platz im Portfolio hat, lässt sich noch erkennen. Doch was ist etwa mit General Electric, die Komponenten von Trägersystemen liefern, die theoretisch Streumunition abfeuern könnten oder Militärflugzeuge warten, die Nuklearwaffen verwenden könnten?

Ich bin grundsätzlich kein Freund der nachhaltigen Labels, deren Kriterien sich für mich oft nicht erschließen, die Aufwand und Kosten bedeuten, nicht vergleichbar sind und wo noch dazu doch jeder eine andere Vorstellung von grün und sozial hat.

Waffen sind dies jedenfalls nicht für mich. Gerne höre ich mir eure kontroversielle Meinung an. Ich freue mich auf Eure Kommentare und wenn Ich Euch am Sonntag.bei meinem Podcast-Interview der GELDMEISTERIN mit Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research bei Invesco wiederhöre. Eure Julia Kistner

Rechtshinweis:
Dies ist die Meinunung der Autorin und keine Anlageempfehlung. Julia Kistner übernimmt hierfür keine Haftung.

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