US-Fondsmanager mögen Deutschland nicht

Deutscher DAX stieg seit Jahresbeginn um 19,4 Prozent!

Institutionelle mögen Europa derzeit nicht, vor allem Deutschland nicht, meint Markus Poppe. Co-Head European Equities der Fondsgesellschaft DWS. Und zwar wegen der Nähe zum russischen Kriegsgebiet Ukraine. Angloamerikanische Fondsmanager hätten Angst um ihren Job und würden daher lieber wie alle ihre Kollegen im weniger krisengebeutelten Amerika investieren, meinte Markus Poppe vor Journalisten beim Finanzjournalistenforum in Wien.

In den USA konnte man bis dato tatsächlich nicht viel falsch machen. Der Tech-Index Nasdaq Composite legte seit Jahresbeginn über 39 Prozent zu, der US-Index der 500 größten Unternehmen der USA S&P 500 auch noch über 21 Prozent.

Und der deutsche Leitindex DAX? Der schaffte es – Russlandinvasion hin oder her – von Jahresbeginn bis jetzt immerhin noch auf rund 19,4 Prozent also auch gar nicht so schlecht. Allerdings erfolgt vom Anstieg mehr als die Hälfte in den letzten vier Wochen.

Trauen sich die US-Fondsmanager also doch schon wieder nach Europa? Das glaubt der DWS-Aktienexperte Markus Poppe nicht. Er hat da eine steile These. Der Aufschwung des DAX beruhe vor allem darauf, dass professionelle Shortersteller sich gerade mit Aktien aus dem deutschen Leitindex DAX eindeckten, weil, wenn es in Europa kracht, dann würde es zuerst in Deutschland krachen.

Die Shortseller erzeugen so Nachfrage, denn Shorten funktioniert bekanntlich folgendermaßen: Beim Shorten leiht sich ein Investor Aktien und verkauft diese sofort wieder. Denn er geht davon aus, dass die Kurse fallen. So kann er die Aktie zum Ende, wenn er die geliehenen Aktien wieder zurückgeben muss, günstiger am Markt zurückkaufen, als er die geborgten Papiere zuvor leer verkauft hat. Damit streicht er bei der Rückgabe die Differenz zwischen dem höheren Verkaufs- und dem günstigeren Rückkaufpreis ein.

Also ich glaube eher, dass es Anleger vielmehr attraktiv finden, wenn es den DAX derzeit zu einem sehr günstigen Kurs-Gewinn-Verhältnis von fünf gibt und dass man den ungewöhnlich hohen Bewertungsabschlag zu US-Aktien nützen möchte.

Vielen Anlegern dauert die Tech-Rally jetzt auch schon zu lange, man setzt eher wieder auf traditionelle Industrieaktien, die man günstig einsammeln möchte. Wie auch immer. Ich genieße den starken Anstieg einzelner Werte im DAX. Der Index als Ganzes ist nicht unbedingt der Aktien-Mix, den ich mir im Gesamtpaket kaufen möchte. Da finde ich viele deutsche Werte in der zweiten Reihe, also im M- und S-DAX attraktiver. Aber das ist…

… ihr wisst was jetzt kommt:

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Dies ist die Meinunung der Autorin und keine Anlageempfehlung. Julia Kistner übernimmt hierfür keine Haftung.

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