Futures: Was Anleger vom Wien Energie-Debakel lernen können.

Liebe Deutsche und Schweizer Investoren, da ist wieder einmal etwas faul im Staate Österreich. Genaugenommen in Wien. Die in Gemeinde-Besitz befindliche Wien Energie hat sich höchst wahrscheinlich mit milliardenschweren Termingeschäften an der Strombörse verzockt und braucht nach dem starken Strompreisanstieg viel viel Geld aus dem Steuersäckl als Sicherheiten. Und das funktioniert so: Ein Verkäufer, nehmen wir an die Wien Energie, bietet eine Stromlieferung zu einem Zeitpunkt in der Zukunft zum aktuellen Preis pro Megawattstunde und vielleicht noch mit einem Aufschlag einem Käufer an, weil sie damit rechnet, dass die Strompreise wieder fallen. Denn liefern muss der Verkäufer erst zum vereinbarten Zeitpunkt und dann könnte sich die Wien Energie – so der Plan – den Strom, den sie zum fixierten Preis verkaufen wird, selbst günstiger einkaufen und eine satte Margen einstreifen.

Da man aber nie weiß, schon gar nicht in so geopolitsch unruhigen Zeiten wie diesen, wohin sich der Strompreis hinbewegt muss der Verkäufer immer eine Sicherheit oder Kaution, genannt Margin bei der Strombörse hinterlegen. Die Höhe richtet sich nach den Preisschwankungen. Steigt der Strompreis muss der Verkäufer die Margin erhöhen. Es kommt zum sogenannten Margin Call. Ist man finanziell dann nicht in der Lage, nachzuschießen, wird der Deal glattgestellt. Die Margin ist weg und unter Umständen noch mehr. Denn die Strombörse muss zum vereinbarten Preis an den Käufer liefern und sich beim Verkäufer dafür schadlos halten. Zuerst einmal streift die Börse die Margin dieses Kontrakts ein und wenn diese nicht ausreicht wird der Verkäufer weiteres Geld flüssig machen müssen.

Das ist also pure Strompreisspekulation! Genau so funktionieren auch die Spekulationen mit sonstigen Future-Kontrakten, gehebelten Zertifikaten oder Contract for Diferences , besser bekannt als CFD´s. Mir liegen sie nicht weil ich bin kein kurzfristiger Spekulant, sondern Langfristinvestor. Wobei ich nicht jenen das Wort rede, die Futures oder Termingeschäfte allgemein verbieten möchte. Wie will man sonst in Rohstoffe investieren, die man ja nicht nicht seinem Keller bunkern kann, sonder wo man immer nur zeitlich begrenzte Terminkontrakte kaufen und nach Ablauf wieder in neue Futures investieren kann.

Dafür sind sie gut. Sinn machen sie auch für das, wofür sie ursprünglich gedacht waren: zur Absicherung von und nicht zur Spekulation auf Preisen. Etwa, damit Unternehmen die Preise von Rohstoffen oder auch ihrer Produkte absichern, um besser kalkulieren zu können. Oder eine Mühle, die sich den aktuellen Weizenpreis für die nächsten Monate sichern möchte, damit er sie ihn auch in ihrem Brotpreis unterbringt. Und nicht um darauf zu spekulieren, dass der Weizenpreis steigt und die Mühle dann die vereinbarte Weizenlieferung womöglich noch teurer weiterkaufen kann. Das wäre bloße Spekulation, die auch sehr teuer kommen kann.

Was man noch aus diesem Wien Energie-Debakel lernen kann: Tätige nur Finanzgeschäfte, die Du auch versteht´s …

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Rechtlicher Hinweis: Für Verluste, die aufgrund von getroffenenAussagen entstehen, übernimmt die Autorin, Julia Kistner keine Haftung.Denn handelt sich weder um eine Steuer-, Rechts- noch Finanzberatung, sondern nur um die persönliche Meinung der Autorin.

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Foto: unsplash/gayatry