Vorsicht: Hoher Firmenwert verschönt die Bilanz.

Seit langen warnen Analysten davor, dass gerade die Unternehmen im deutschen Leitindex DAX, aber auch andere europäische und US-Konzerne einen hohen Goodwill, sprich Firmenwert bilanzieren, dem nicht immer tatsächlich etwas gegenüberübersteht. Mit dem Goodwill beschäftigt sich auch das Flossbach von Storch Research Institute, die ihren jüngsten Newsletter passend „Goodwill- noch ist der Geist in der Flasche“ titeln. Wie kommen solchen Überhöhten Goodwills in Bilanzen zustande? Häufig bei Übernahmen, wenn das übernommene Unternehmen neu bewertet wird und festgestellt wird, dass mehr bezahlt wurde, als das erworbene Unternehmen an Nettovermögen in seinen Büchern verbucht. Der de facto fundamental ungedeckte Firmenwert ist dann eine Art Übernahmeprämie. Bis 2001 mussten auch die DAX-Unternehmen noch diesen durch Übernahmen entstandenen Goodwill in Etappen gleichmäßig abschreiben und so ihre Bilanzen bereinigen. Das ist seither, weil nach den US-Standards GAAP bilanziert wird, nicht mehr notwendig und wird auch kaum noch getan. Welches süße Nichts da auf der Soll-Seite in den Bilanzen steht, hat Flossbach von Storch sorgfältig zusammengetragen. Demnach haben allein die S&P-500-Unternehmen inzwischen 3,7 Billionen Dollar an Goodwill bilanziert. Bei allen börsennotierten US-Unternehmen zusammen liegt der Wert noch einmal rund zwei Billionen Dollar darüber. Und im europäischen Stoxx 600 liegt der Goodwill aller Unternehmen bei knapp 2,9 Billionen Euro.

DAX-Konzerne hätten in den Jahren 2000 bis 2004 noch im Schnitt 8,5 Prozent des jeweils zuvor bilanzierten Goodwills abgewertet. In den 17 Geschäftsjahren danach waren es nur noch 1,4 Prozent, sprich einem Sechstel davon. Jetzt, wo bei steigenden Zinsen die Verschuldung wieder stärker zu bewerten ist, ist ein hoher Goodwill in der Bilanz eine gefährliche Drohung, umso mehr als dass das für die US-GAAP-Richtlinien verantwortliche Board angeblich überlegt, wieder Teilabschreibungen des Goodwills über zehn Jahre vorzuschreiben. Niemand hat gesagt, dass die Fundamentalanalyse von Unternehmen einfach sei …

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RechtlicherHinweis:Für Verluste, die aufgrund von getroffenen Aussagenentstehen,übernimmt die Autorin, Julia Kistner keineHaftung.

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