Wer hat Angst vor den Notenbanken? Auf die Verschuldung der Börsenwerte achten!

Was für eine aufregende Börsenwoche. Zum einen die vielen spannenden Bilanzpräsentationen in den USA – Dienstag geben u.a. General Electric, General Motors, Spotify, Alphabet, Microsoft und Visa ihre jüngsten Quartalszahlenbekannt. Zum anderen wartet man gespannt auf die Schritte der Notenbanken in
Europa und den USA. Seit 2022 haben sie ihre Zinsen sehr stark angehoben. Nichtweil die Konjunktur überhitzt – ganz im Gegenteil –, sondern weil sie die
Inflation bekämpfen müssen und das möglichst ohne die Konjunktur abzuwürgen. Die Frage ist, welches der beiden Ziele – Preisstabilität oder Wirtschaftswachstum ist Ihnen wichtiger? Die europäische EZB hat eigentlich nur das eine Ziel: Preisstabilität.

Der Marktkonsens ist, dass sowohl die Fed am Mittwoch, als auch die EZB am Donnerstag die Zinsen um jeweils 0,25 Prozent anheben. Dann
wären wir im Euro-Raum bei einem Leitzins von 4,25 Prozent, bei der FED von 5,25 Prozent.

Davon gehe ich persönlich auch aus, nämlich weil die Notenbanker:innen so sehr auf die Verbraucherpreise fixiert sind. Und die sind tatsächlich mit 5,5 Prozent in der Eurozone, 6,4 Prozent in Deutschland und sogar acht Prozent in Österreich (!) immer noch unerträglich hoch, obwohl doch die Energiepreise schon runtergekommen sind. Hingegen sind die Anstiege bei den Erzeugerpreisen schon deutlich niedriger. In Österreich sind die Preise des produzierenden Gewerbes im Mai nur mehr um 2,9 Prozent gestiegen. In Deutschland waren die Erzeugerpreise im Juni 2023 nur noch um 0,1 Prozent höher als im Vergleichsmonat 2022.

Anleger müssen sich jedenfalls auf beides gefasst machen: Höhere Zinsen und eine gleichzeitige Abkühlung der Wirtschaft, von der die sinkenden Erzeugerpreise schon die Vorboten sind. Man sollte sich bei börsennotierten Unternehmen daher den Anteil des Fremdkapitals (im Wesentlichen also Verbindlichkeiten und Rückstellungen) und auch den Investitionsbedarf der nächsten Jahre genauer anschauen. Bei hoher Verschuldung der Unternehmen beziehungsweise hohem Investionsbedarf sind die Unternehmen nun einmal zinssensibler.

Rechtshinweis: Dies ist die Meinunung der Autorin und keine Anlageempfehlung. Was ihr daraus macht ist Eure Sache, Julia Kistner übernimmt hierfür keine Haftung.

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Foto: Unsplash/robert zunikof